Chronik Schützenverein Leeden von 1665

 

Der Schützenverein Leeden, einer der ältesten Vereine des Tecklenburger Landes, kann auf eine 350-jährige Geschichte zurückblicken. Graf Mauritz von Tecklenburg (1615 - 1674) oder schon dessen Vater, Graf Adolf, gab den Anstoß zur Aufstellung einer Schützenwehr in der Grenzgemeinde Leeden. Auf Befehl des Grafen hatte der Vogt von Leeden 1630 mit einem Schützenkorps den Schutz der Insassen des Stiftes übernommen. Demnach steht fest, dass um 1630 oder schon früher in Leeden eine Schützengemeinschaft bestanden hat.

Das Jahr 1665 wird aber als Gründungsjahr angesehen, da aus der vorhergehenden Zeit keine urkundlichen Unterlagen vorhanden sind und eine Inschrift des ersten Schildes an der Königskette des Vereins besagt, dass Emanuel Mindrup, ein Vorfahre der Familie Mindrup vom damals gleichnamigen Hof in Leeden – Loose 3, 1665 Schützenkönig in Leeden war. An diesem Schild hängt, mit einem Kettchen befestigt, ein silberner Vogel, welcher eine persönliche Stiftung des Tecklenburger Grafen Mauritz sein soll, der den Schützenvereinen in seiner Grafschaft seine Gunst erwies. Um die Kosten für den Leedener Schützenverein zu bestreiten, soll laut mündlicher Überlieferung ein Gemeindegrundstück an den Kolon Bergmeyer verkauft worden sein.

Wahrscheinlich hat auch der Graf von Tecklenburg dem Schützenverein Leeden seine besondere Gunst erwiesen, da ja das Stift Leeden eng mit dem Grafenhaus verbunden war. Erwähnt sei auch noch, dass bei den Schützenfeiern die Armen gespeist wurden. Außer dem Essen wurde ihnen auch ein Zehrgroschen ausgehändigt, worüber sie frei verfügen konnten.

Zuerst wurden zum Königsschießen nur die Bauern und deren Söhne zugelassen. Heuerleute, Knechte und sonstige Personen ohne Besitz konnten die Königswürde nicht erreichen. Der Schützenkönig, oder der beste Schütze war verpflichtet, ein Schild mit der Jahreszahl zu stiften und an der Kette anzubringen.

Nach den Freiheitskriegen 1813 bis 1815 scheint das Schützenwesen neuen Auftrieb erhalten zu haben. Die an der Schützenkette angehefteten Schilder bezeugen, dass die Schützenbruderschaft, wie sie sich damals nannte, zu neuem Leben erweckt worden ist.

 

Grundlegende Veränderungen wurden nach dem Kriege 1870/71 im Schützenwesen vollzogen. Die Hof- und Grundbesitzer traten zum größten Teil aus dem Schützenverein aus und schlossen sich dem damals gegründeten Kriegerverein an. Nachdem 1874 der Kolon Friedrich Hasenpatt den Königsschuss  tat, ist kein Kolon mehr in der Reihe der Leedener Schützenkönige zu finden. Somit war für den Schützenverein die erste Konkurrenz entstanden. Trotz alldem fanden sich noch immer begeisterte Anhänger der edlen Schießkunft, um die alte Schützentradition weiter zu führen.

Im Jahre 1896 wurde, die heute noch bei besonderen Veranstaltungen getragene Fahne, geweiht. 1898 wurde in Leeden ein zweiter Schützenverein in der Bauerschaft Loose gegründet.

 

Die Schützenkameradschaft anläßlich der 250-jährigen Jubiläumsfeier

 

 

Schützenfeste fanden in Leeden immer während der ersten Heuernte statt.

Da von 1665 bis 1910 nur wenige Schilder vorhanden sind, liegt die Vermutung nahe, dass die wertvollen Erinnerungsstücke entweder verloren gegangen oder für andere Zwecke verwendet worden sind.

Nach dem ersten Weltkrieg gingen beide Vereine dazu über, den Hauptfesttag des Schützenfestes gemeinsam zu feiern und dabei Schützenbruderschaft zu pflegen. Diese Bruderschaft wurde bei der Looser Fahnenweihe, im Jahre 1922, geschlossen und hat auch bis heute noch festen Bestand im Vereinsleben.

1922 konnte der Verein sein 250-jähriges Bestehen nachfeiern, da es durch den ersten Weltkrieg um sieben Jahre verschoben werden musste.

In der Zeit nach 1933 wurde auch das Schützenwesen den damaligen politischen Maßnahmen angepasst und gleichgeschaltet. Der Zweite Weltkrieg brachte das Schützenwesen völlig zum Erliegen. Nach dem Ende des Krieges schien ein Wiederaufleben der alten Schützentradition nicht mehr möglich zu sein. Viele Vereinsmitglieder waren im Kriege gefallen oder vermisst. Andere waren in Kriegsgefangenschaft.

Wilhelm Auffahrt, der Schützenkönig von 1939, hatte in den letzten Kriegstagen die Königskette mit anderen Andenken in einer Milchkanne in seinem Garten vergraben. Der Vereinsvorsitzende Horstmeyer hatte die Vereinsfahne und anderes Vereinseigentum unter dem Fußboden seines Hauses so sicher versteckt, dass alles erhalten blieb.

Als aber 1948 das Vereinsleben trotz aller Nöten im Tecklenburger Land wieder auferstand, waren auch die noch lebenden Leedener Schützen nicht müßig, wieder zueinander zu finden. Besonders das erste Nachkriegsschützenfest war für die Leedener ein ganz besonderes. Viele waren froh, als es nach schweren Kriegsjahren wieder etwas Abwechslung gab. Als erster König nach dem Krieg ging Ernst-Helmuth Osterkamp in die Geschichte ein. Da das Schießen mit Gewehren verboten war, wurde unter strenger Beobachtung eines britischen Soldaten, der König mit einer Armbrust ausgeschossen. Dies dürfte wohl einmalig in der langen Vereinshistorie gewesen sein.

 

 

Im Jahre 1952 kam eine Vereinsbruderschaft mit dem Schützenverein Schollbruch zustande, die bis zum heutigen Tage durch Beteiligung an den Schützenfesten und sonstigen Anlässen, z.B. Grenzstreitigkeiten, gepflegt wird. Das 60jährige Bestehen 2012 nahmen beide Vereine zum Anlass, einen gemütlichen Grillabend in Lammers Werkstatt in Leeden zu feiern.

Im Vereinsgeschehen muss das Jahr 1962 besonders hervor gehoben werden. Nach einer Talfahrt des Vereins übernahm Gerd Schmiemann die Führung, welche er bis zu seinem plötzlichen Tod am 24.10.1986, innehatte. Die Nachfolge trat im Januar 1987 Kurt Meyer als erster Vorsitzender an.

Gerd Schmiemann hat erheblich dazu beigetragen, dass der Schützenverein Leeden wieder zu Ansehen gelangte und in der Öffentlichkeit den Stellenwert bekam, dem so ein alter und traditionsbewusster Verein verdient.

Des Weiteren war er einer der Mitbegründer der Schießgruppe, die zu diesem Zeitpunkt aus der Taufe gehoben wurde. Als weitere Gründungsmitglieder sind u.a. folgende Schützen zu erwähnen: Friedel Diersmann, Walter Dölling, Rudi Hemesath, Otto Hindersmann, Friedrich Horstmeier, Heinrich Horstmeier, Hermann Kuhlage, Alfred Schiller, Otto Schnepper, Reinhard Steinhage und Reinhold Schwermann.

Zum Schießen gehörte natürlich auch ein Gewehr. Da aber die Mittel knapp und die Schießsportbegeisterung groß waren, erklärte sich Rudi Hemesath bereit, ein Gewehr zu stiften.

Anfangs wurde das Ausschießen des Königs im Antrup´schen Steinbruch  durchgeführt, bis 1965 im Vereinslokal (Gaststätte Schwermann) ein Luftgewehrstand errichtet wurde. Bei so viel Euphorie ließ der Erfolg auch nicht lange auf sich warten. So konnten durch fleißiges Training und der Teilnahme an Schießwettbewerben in der Blütezeit rund 200 Pokale errungen werden.

Im Jahre 1965 feierte der Verein sein 300jähriges Jubiläum, wozu 37 Gastvereine dem Verein die Ehre gaben. Friedel Diersmann als Jubiläumskönig, gleichzeitig Oberst und von 1987 bis zu seinem Tode 1989 Ehrenoberst, stand als stattlicher Repräsentant dem Verein vor. Friedel Diersmann hat im Verein durch seine vorbildliche kameradschaftliche Haltung, sein aufgeschlossenes Wesen und seine Schützentreue Akzente gesetzt, die jedem Schützen als Ansporn dienen sollten, in diesem Sinne das Vereinsleben hochzuhalten und echtes Brauchtum zu schützen und zu erhalten.

 

 

 

Der Schützenverein Leeden im Jubeljahr 1965

 

Die Vergabe des Kreisheimatschützenfestes durch den Kreisschützenbund 1968 nach Leeden verdient besondere Erwähnung, da die Ausrichtung und Durchführung den Schützenvereinen Loose und Leeden gemeinsam oblag.

Die Fahnenweihe der neuen Vereinsfahne wurde im Jahre 1970 in einem besonderen Rahmen gefeiert und eingeweiht. Am 22. August wurden die Feierlichkeiten mit einem Dorfabend eröffnet, welche sich am 23.08. mit dem Höhepunkt der eigentlichen Fahnenweihe fortsetzten. Dieser Tag war jedoch überschattet von einem Todesfall. Während der Feierlichkeiten erlitt der Leedener Kapellmeister Ernst Lindemann einen Herzanfall und verstarb noch während der Feier.

Die Schützenfeste wurden in jährlichem Wechsel bis 1967 in den Sälen der Gaststätten Antrup und Schwermann gefeiert. Danach wurde das Schützenfest 20 Jahre lang ausschließlich im Saale Antrup gefeiert, da der Saal Schwermann nicht zur Verfügung stand.

 

Seit 1988 wird wieder im jährlichen Wechsel zwischen beiden Gaststätten gefeiert. Erstmals wurde auch 1989 im Saale Schwermann ein Konzert veranstaltet. Dieses wurde gemeinsam von den Schützenvereinen Loose, Osterberg und Leeden ausgerichtet und fand in der Bevölkerung große Zustimmung.

Im Jahre 1990 feierte der Verein unter der Regie des 1. Vorsitzenden Kurt Meyer sein 325-jähriges Jubiläum.

Als Jubiläumskönig konnte sich damals Karl-Heinz Reinders durchsetzen. Die Festtage dauerten vom 31. August bis zum 2. September und begannen am Freitag mit einer Zeltfete und der Musik der „Jugendkapelle“ Sunrise (ja, so wurde das damals noch genannt). Es folgte am Samstag ein Bayrischer Festabend so wie sonntags ein Zeltgottesdienst mit anschließendem Empfang der Gastvereine. Über 1000 Schützen aus 42 Vereinen zählten neben vielen Ehrengästen zu den Gratulanten an diesem Sonntag.

 

Die Leedener Schützenkameraden im Jubiläumsjahr 1990

 

 

Als der Verein 1998 auf bereits 333 Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken konnte, ließen es sich die Schützenbrüder nicht nehmen, diese „Schnappszahl“ zwar nicht offiziell, aber dafür in etwas üppigerem Rahmen zu feiern. Das Schmücken des Dorfes ist reichhaltiger ausgefallen und auch der Lienener Musikverein begleitete den Verein an beiden Festtagen in voller Stärke. Die Königswürde errang in diesem inoffiziellen Jubiläumsjahr Hermann Auffahrt.

Ab dem Jahre 2001 übernahm Herbert Kötterheinrich das Amt des 1. Vorsitzenden und führte die Geschicke des Vereins durch die erste Dekade des neuen Jahrtausends. In diesem Zeitraum gab es nicht nur durch die Währungsumstellung prägende Veränderungen. Auch die Vereinsdaten wurden mehr und mehr mit der EDV verknüpft und letztendlich bekam der Schützenverein seine eigene Internetadresse: www.schuetzenverein-leeden.de.

Ganz eng verknüpft mit dem Start ins Internet ist auch Carsten Schnepper, welcher unter Herbert Kötterheinrich als 1. Schriftführer wirkte und den Aufbau der Schützen-Homepage federführend einleitete, so wie immer wieder mit neuen Artikeln und Bildern bestückte. Auf der Jahreshauptversammlung im Januar 2010 erhielten einige Posten des Vorstandes eine Verjüngungskur. Seitdem bekleidet Carsten Schnepper das Ehrenamt als 1. Vorsitzender im Schützenverein Leeden von 1665.

Eine jährlich wiederkehrende Tradition ist es mittlerweile geworden, dass am Pfingstsamstag nach der Kranzniederlegung und vor dem Ausschießen des Königs ein kurzer Zwischenstopp bei den Familien Pietzarka, Bohne und Wellemeyer eingehalten wird, um ein wenig die Treffsicherheit der Schützen zu fördern.

Bereits kurz nach dem Königsschießen wird der neue König in einem Festumzug der Leedener Bevölkerung präsentiert. Währenddessen macht der Verein alljährliche Pausen bei Familie Esfeld und Nijhoff um danach wieder zum Festsaal zu marschieren und das Schützenfest samt Königspaar zu feiern.

Der Verein konnte stets auf eine beachtliche Mitgliederzahl zurück blicken. Während man um die Jahrtausendwende noch um die 180 Mitglieder zählte, konnte man in den vergangenen Jahren viele weitere, besonders auch junge Leute, als neue Schützen gewinnen. Eben dieser junge Nachwuchs an Schützenbrüdern sorgte dafür, dass man nicht nur die „magischen“ 200 in der Mitgliederliste überschritt, sondern dass auch stets viele fleißige Hände das aktive Vereinsleben unterstützen.

 

Dies spiegelt sich besonders zu Pfingsten wieder, wenn bereits donnerstags beim Grünholen oder freitags beim Schmücken des Dorfes oftmals über 40 Schützenbrüder Ihre Zeit und Tatkraft dem Verein zur Verfügung stellen. Man sagt mittlerweile sogar, dass für viele das Schützenfest bereits am Donnerstag mit dem Schlagen des Tannengrüns beginnen würde.

Wo Brauchtum, Feierlaune  und Brüderlichkeit aufeinander treffen, gibt es auch immer wieder Jemanden, der aus der Reihe tanzt. Hier wurden dem einen oder anderen schon so manches „Strafbier“ aufgebrummt. Und da in Leeden bekanntlich die Kameradschaft großgeschrieben wird, wurden die Strafeinsätze in den vergangenen Jahren auf einem sogenannten „Bierwack“ eingelöst. Dieser beliebte Klönabend begann im Jahre 2008 als Familiennachmittag und wurde daraufhin im Abstand von zwei Jahren als „Bierwack“ fortgeführt. Im Schützenkalender hat sich dieses Ereignis gefestigt und wird im Wechsel mit der Bustour alle zwei Jahre veranstaltet.

Ebenfalls ist es für die Leedener Schützenbrüder seit 2008 Usus geworden, das Schützenfest des Nachbarvereins Exterheide-Meesenburg regelmäßig zu besuchen. Startschuss war wohl die Wanderung in Uniform zum damaligen 100-jährigen Jubiläumsfest der Meesenburger. Seit eben diesem Jubiläum wird stets ein kleiner Marsch von Leeden aus in Richtung Funkturm unternommen.

Des Weiteren ist es der Aktivität des Festausschusses zu verdanken, dass auch durch jährliche Radtouren, deren krönende Abschlüsse stets mit einem gemütlichen Beisammensein bei einem Schützenbruder enden, vermehrt die Jugend Zugang zum Vereinsleben des Schützenvereins Leeden von 1665 gefunden hat.

Möge der Leedener Schützenverein, der über 350 Jahre hindurch mit der Geschichte Leedens verbunden war, auch in Zukunft seinen ehrenwerten Platz im Leben unserer Gemeinde bewahren und seiner Tradition treu bleiben: Den Heimatgedanken und die Kameradschaft zu fördern so wie echtes Brauchtum zu erhalten und zu schützen!

 

„Sicheres Auge, feste Hand. Stets bereit fürs Vaterland“

 

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